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Auch Deutsche Bahn AG offensichtlich ein Selbstbedienungsladen für Vorstände

Wenn es ums Geld geht, ist niemand offenbar einen Deut besser als andere, die an den „finanziellen Fleischtöpfen“ deutscher Großunternehmen naschen können, selbst wenn es um bereits entlassene und mit hohen Abfindungssummen versehene Ex-Manager geht. Passendes Beispiel dafür ist Ex-DB-Vorstand Ulrich Homburg, der vorzeitig gehen musste, aber sich seine neue gewonnene Freizeit mit lukrativen Nebenjobs ausgestaltet. Trotz Abfindung in Millionenhöhe. Satte 3 Millionen Euro „Trostpflaster“ gab es für Homburg, als er 2015 bei der Bahn AG sein Demissionsschreiben bekam und sang- und klanglos seinen Posten als Chef für Regional- und Fernverkehrszüge aufgeben musste. Nicht weil er so gut in seinem Amt war, sondern weil seit Amtsbeginn 2009 nichts besser oder reibungsloser lief. Dabei ist genau das das große Problem, welches Bahnreisende seit Jahr und Tag verärgert: Die Bahn kommt zu spät oder manchmal sogar gar nicht. 600.000 Euro Jahresgehalt sollten für Ulrich Homburg die Motivation sein, um den Betrieb auf Vordermann zu bringen – doch nichts funktionierte.

Wie sich nun herausstellte, war der clevere Herr Homburg allerdings nicht willens, seinen Vorstandssessel gegen einen Seniorenpass mit Nullfunktion einzutauschen, sondern heuerte munter bei der DB-Tochter Regio als Berater an und kassierte auch hier fürstliche 370.000 Euro, um speziell die Berliner S-Bahn pünktlicher und effektiver zu machen. Das Ergebnis ist bekannt… Zusätzlich soll Homburg sich als Headhunter, als Personalvermittler, für die Deutsche Bahn verdingt haben, indem er mithalf, neue Top-Manager zu suchen. Lohn für seine Anstrengungen: In 2017 bekam er fette 150.000 Euro dafür. Natürlich nicht mit Fulltime-Job und 40 Stunde-Woche, sondern ganz entspannt vom heimischen Büro aus – bei freier Zeiteinteilung. Dieser Umstand rief nun die Innenrevision der DB auf den Plan, die sich auch andere Berater-Verträge anderer Ex-Vorstände genauer anschaute, die zwischen 2010 und 2018 kräftig am „Fleischtopf DB“ genascht haben sollen. Frei nach dem Motto: Solange es niemanden stört, kann man sich ja die Taschen weiter voll machen. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Irgendwie kommt einem dieses gierige Manager-Verhalten aus anderen deutschen Unternehmen, Behörden oder Institutionen längst bekannt vor: Waren nicht zuletzt die Beraterverträge beim  Verteidigungsministerium oder dem Sanierungsprojekt der „Gorch Fock“ äußerst unangenehm aufgefallen, wo sich herausstellte, dass 3-stellige Millionenbeträge an externe Berater geflossen sind, ohne allerdings die dafür installieren Kontrollgremien zu durchlaufen. Die desaströsen Bonuszahlungen bei Instituten wie Deutsche – oder Commerzbank sind andere schlechte Beispiele dafür, dass trotz miserabler Leistungen Millionenabfindungen an der Tagesordnung sind und das Image von Selbstbedienungsläden für gescheiterte Vorstände und andere Führungskräfte durchaus zu recht die Runde macht. Kein Verständnis kann man dafür aufbringen, dass offensichtlich bei Revision und Kontrolle systematisch in Deutschland geschlampt wird.

Zurück zur DB: Abfindungen, ob berechtigt oder nicht, werden normalerweise bezahlt, um entgangene Bezüge der nächsten Jahre auszugleichen und um die Tätigkeiten der Ex-Vorstände zu  beenden. Dass diese nun ihrerseits dreist und ungeniert neue Tätigkeiten und Funktionen übernehmen, obwohl sie vorher dick abkassiert haben, ist mehr als denkwürdig und sollte strikt unterbunden werden. Denn wie man aus Kreisen der Deutschen Bahn AG erfahren kann, wurden Leute wie Ulrich Homburg ohne Wissen des Aufsichtsrates bei dem staatlichen Konzern weiterbeschäftigt. Nun soll und muss eruiert werden, wer derartige Verträge genehmigt und unterschrieben hat. Natürlich gerät jetzt auch der aktuelle Bahn-Chef Richard Lutz erneut in den Fokus der Untersuchungen, da er als oberste DB-Instanz am Ende auch die Verantwortung für mögliche Verfehlungen übernehmen muss. Gerade Lutz, der bereits wegen andauernder Verspätungen beim Konzern um seinen Verbleib auf dem Chef-Sessel zittern muss.

Aber wenn es ihm wie beispielsweise Ursula von der Leyen geht, die trotz massenhafter Verfehlungen und Kompetenzüberschreitungen weiter im Amt geduldet wird, dann wird auch er sich irgendwie an seinem Posten festhalten können – vielleicht sogar mit Rückendeckung von höchster Ebene, sprich mit dem Segen einer scheidenden Angela Merkel, die mit manch nicht nachvollziehbarer Entscheidung ihre Duz-Freundin von der Leyen über Jahre in Amt und Würde gehalten hat. Warum, dass wissen nur die beiden… Übrigens: Bahnvorstand Lutz war ehemals Finanzvorstand beim Unternehmen und da könnte sich im Nachhinein die Schlinge doch noch unerwartet zuziehen. Jedenfalls hat Lutz in Kenntnis der Kritik nun endlich befohlen, dass niemand mehr als Ex-Vorstand für die Bahn arbeiten darf, wenn nicht vom Aufsichtsrat grünes Licht gegeben wurde. Und das alles vor dem Hintergrund, dass der Staatskonzern mit etwa 25 Milliarden Euro verschuldet ist und zu allem Übel nun auch noch zum 30.6. diesen Jahres den Ausgabestopp wieder aufgehoben hat. Na, das kann ja heiter werden in Zukunft.

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