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Kampfgeist: Condor stemmt sich gegen Thomas Cook-Pleite

Damit hatte niemand gerechnet: Die deutsche Fluggesellschaft Condor will sich in der Pleite um den englischen Reiseveranstalter Thomas Cook noch nicht geschlagen geben und kämpft um den Erhalt der Fluglinie. „Schließlich sei das Unternehmen profitabel und gesund und wolle sich nicht vom Abwärtsstrudel der Muttergesellschaft mitreißen lassen“, so Condor-Chef Teckentrup. Er hat die Hoffnung, dass der renommierte Charterflieger seinen Flugbetrieb aufrecht- erhalten und durch Übernahme eines Investors zu altem Glanz zurückkehren kann. Der Plan lautet, Condor von Thomas Cook ganz abtrennen und mit einem finanzstarken Käufer einen Neustart wagen. Möglich ist das, denn das Land Hessen und der Bund stimmten einem Überbrückungskredit zu, der dem Unternehmen für sechs Monate 380 Millionen Euro in die Kassen spült. Dadurch können alle Gehälter und Begleitkosten erst einmal bezahlt werden. Doch dann muss schnellstens ein Investor gefunden werden, der den Kredit ablöst und noch ein wenig oben drauflegt, um Condor zu übernehmen. Da kommen die guten alten deutschen Tugenden wieder zum Tragen, wenn es darum geht, ein „sinkendes Schiff“ nicht kampflos dem Niedergang preiszugeben. Ralf Teckentrup jedenfalls weiß, wie Rettung geht, hat er bereits vor 15 Jahren schon einmal das Charter-Unternehmen vor dem Ruin gerettet, als das Unternehmen nicht mehr profitabel unter der Regie von Lufthansa und dem Karstadt-Konzern agierte.

Die einzige Option, die der angeschlagenen Airline bleibt, ist zu kämpfen. Gegen den Niedergang und gegen das englische Mutterunternehmen, welches die Firmenpleite eines der größten europäischen Reiseveranstalter zu verantworten hat. Der erste Schritt, der in der vergangenen Woche getätigt wurde, verlief erfolgreich. Dabei beantragte Condor am Mittwoch das sogenannte Schutzschirmverfahren, eine Art schonende Insolvenz in Eigenverwaltung. Damit kann das Management um Teckentrup erst einmal weitermachen, wird dabei aber unterstützt von einem erfahrenen Insolvenzverwalter. Sein Name: Lucas Flöther, der Mann, der bereits die Insolvenz von Air Berlin betreut und ziemlich erfolgreich managt.

Es gibt verschiedene Investoren, die sich im Airline-Business gut auskennen und bereits andere Luftfahrtunternehmen gekauft haben. So, wie der US-Investor Indigo Partners, der bereits mehrere Fluglinien besitzt und Interesse gezeigt hat an Condor. Auch ein Finanzinvestor aus Europa, die Firma Triton, ist mit im Rennen um die deutsche Charterfluglinie, denn er hat die Expertise und das Know How aus zwei erst kürzlich abgewickelten Käufen zweier Reiseveranstalter, die in den Beneluxstaaten angesiedelt sind. Am schönsten wäre es, wenn Lufthansa sein Interesse an Condor bestätigen würde, war der deutsche Airline-Primus doch bereits im Frühjahr dabei, Condor für 200 Mio. Euro zu kaufen, allerdings scheiterte der Deal damals. Nun hat sich der Preis allerdings verdoppelt, allein schon wegen dem Überbrückungskredit. Vielleicht ein Grund, warum die „Kraniche“ erst einmal abgesagt haben. Außerdem könnte es bei solch einer Übernahme kartellrechtliche Probleme geben. Alleine die Tatsache, dass Condor schon dadurch wertvoller geworden ist, dass man sich von Thomas Cook lossagen konnte, könnte ein gutes Argument im Übernahme-Rennen sein. Denn die Bilanzen bei Condor stimmen und die Flugzeuge sind in gutem Zustand. Ein weiteres Plus, was Condor im Verkaufsmarathon mitbringt, ist die Tatsache, dass Altlasten in Form von Betriebsrenten, also die Pensionszusagen an Ex-Mitarbeiter, das Unternehmen in der Insolvenz nicht mehr belasten, weil dafür ein Pensionssicherungsverein geradestehen muss, wenn das Unternehmen zahlungsunfähig ist. So spart das Unternehmen gut 500 Mio. Euro zusätzlich ein. Alles gute Argumente, um einen potentiellen Käufer zu überzeugen. Mit Erleichterung kommentierte deshalb auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit die Entscheidung für Hilfen. Dies ermögliche der Airline, sich selbständig profitabel aufzustellen und sich unabhängig von Thomas Cook eine Zukunftsperspektive aufzubauen. „Wir wissen, dass dieser Weg nicht einfach sein wird, glauben aber daran, dass – wenn Unternehmen, Gewerkschaften und Politik zusammenarbeiten – der Erhalt der Condor möglich sein wird.“

Aber auch beim Mutterkonzern Thomas Cook ist man bemüht, den angerichteten Schaden irgendwie zu reparieren, dennoch schaut das Management nun verbittert nach Deutschland, denn der Alleingang von Condor als letzte Rettung kostet nicht nur riesiges Geld, was der marode Reiseveranstalter nicht mehr bekommt, sondern auch die englischen Mitarbeiter fühlen sich den deutschen Kollegen gegenüber benachteiligt. Zu allem Übel haben sie in England im Headquarter mit Christoph Debus auch noch einen deutschen Flottenmanager, der für alle Fluglinien zuständig ist und von allen Seiten mit Dreck beworfen wird. Er wird eine deutliche Mitschuld am Unternehmensversagen bekommen. Und was das bedeutet, kann sich jeder vorstellen. Einen ersten „Shitstorm“ musste er bereits im Internet über sich ergehen lassen.

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