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Gewerkschaft Verdi ruft zum Weihnachts-Streik der Amazon-Beschäftigten auf

Ab dem 21. Dezember stellten Amazon-Beschäftigte ihre Arbeit an insgesamt sechs deutschen Standorten ein. Die Gewerkschaft Verdi erhöht somit den Druck auf den online-Handels- Giganten, die Tariflöhne an seine Angestellten auszuzahlen. Denn gerade jetzt, kurz vor Weihnachten und mitten im Lockdown, in welchem jeglicher Einzelhandel geschlossen ist, tut ein Streik besonders weh. Verdi fordert die Mitarbeiter*innen dazu auf, vom 21. bis einschließlich zum 24. Dezember nicht für Amazon zu arbeiten.

Wie die Tagesschau schreibt ist das Ziel des Streiks „die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie der Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit“. Es ist geplant, dass insgesamt an sechs deutschen Standorten die Arbeit niederlegt werden soll. In Werne, Rheinberg, Leipzig, Koblenz und an zwei Orten in Bad Hersfeld in Hessen. Insgesamt umfasst der Streik rund 1700 Mitarbeiter*innen. Die Streikenden und die Gewerkschaft fordern, dass der online-Versandhandel „den Tarifvertrag für den deutschen Einzelhandel unterzeichnet“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Stefanie Nutzenberger, ein Bundesvorstandsmitglied von Verdi erklärt, dass sich Amazon momentan „eine goldene Nase“ verdiene, denn seit der Corona-Pandemie greifen viele auf online-Bestellungen zurück. Auch das Weihnachtsgeschäft findet dieses Jahr aufgrund des Lockdowns vermehrt online statt. Nutzenberger verurteilt den Umgang Amazons mit seinen Angestellten scharf: „Während der Konzern seine Milliardengewinne weiter erhöht, verweigert er den Beschäftigten eine tarifvertragliche Bezahlung. Das sind Mindestbedingungen.“ Die Mitarbeiter und Mitarbeiterin sind „einem noch größeren Druck ausgesetzt, weil Amazon trotz der zusätzlichen Arbeitshetze Lieferversprechungen macht.“ Dadurch werde die Gesundheit der Arbeiter*innen gefährdet, besonders noch einmal unter den Umständen einer Pandemie, so Nutzenberger. Laut dem Verband E-Commerce und Versandhandel gaben die deutschen Konsument*innen im Oktober und November diesen Jahres rund 17,4 Milliarden Euro online aus. Das sind fast 18% mehr als zur gleichen Zeit im letzten Jahr.

Amazon erklärt, dass auch die Streiks jetzt vor Weihnachten keine Folgen für die Kunden und Kundinnen haben werden: „Der allergrößte Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitet ganz normal.“ Es wird erklärt, dass Amazon ein Umfeld schafft „in dem man gerne arbeitet, sich einbringen und erfolgreich sein kann“. Gerade im Lockdown unterstütze der online-Händler kleine Unternehmen, da ihnen so ermöglich wird ihre Produkte online zu verkaufen. Der Tarifkonflikt zwischen Verdi und Amazon besteht bereits seit sieben Jahren. Die Gewerkschaft ruft die Mitarbeiter*innen seit Mai 2013 immer wieder zu Streiks auf, wie beispielsweise auch am Black Friday. Verdi fordert für die Beschäftigten Arbeitsverhältnisse wie sie im Einzel-und Versandhandel auch sonst in Deutschland üblich sind. Amazon hingegen sieht die Arbeitsbereiche eher in der Logistik und lehnt somit die Einzelhandel-Tarifverträge ab und zahlt nur kleine Löhne, die sich an der Logistikbranche orientieren. Wie die Bundesagentur für Arbeit bekanntgab arbeitet jede*r dritte Vollzeitbeschäftigte im Versandhandel zu einem Niedriglohn. Laut Tagesschau beläuft sich ein mittleres Einkommen eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin in Vollzeit im Versandhandel auf „2663 Euro brutto pro Monat“. Diese Summe stellt rund 738 Euro weniger dar, als der Einkommensschnitt aller Branchen.

Doch nicht nur die niedrigen Löhne und die langen Arbeitszeiten machen den Amazon-Mitarbeiter*innen gerade während der Pandemie zu schaffen. Es wurden außerdem „teils verheerende Zustände beim Gesundheits- und Hygieneschutz der Amazon-Beschäftigten an verschiedenen Standorten öffentlich“, wie die Zeit berichtet. Die Gewerkschaft Verdi wirft dem online-Handel Gigant vor, er schütze seine Beschäftigten nicht ausreichend. Amazon hingegen erklärt, dass für die Standorte in Deutschland genug Hygieneschutz beschafft wurde.

Auch in der Politik wird die Stärke des Monopol-Händlers immer weiter kritisiert. Politiker*innen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben vorgeschlagen „Einzelhändler in den Innenstädten über eine neue Onlinepaketsteuer zu stärken“, so die Zeit. Im Gesetzesentwurf heißt es: „Mit den Einnahmen wird der Onlinehandel an den Kosten von ihm genutzter kommunaler Infrastruktur beteiligt. Beseitigt wird damit die Schieflage gegenüber dem stationären Einzelhandel, der schon heute mit seinen Steuern erheblich zum Gemeindehausalt beiträgt“. Ob dieser Gesetzesentwurf durchgeht bleibt noch abzuwarten. Ob Amazon die Umgangsweise mit seinen Mitarbeiter*innen verändern wird und aufhört seine Monopol-Stellung auszunutzen bleibt eher zu bezweifeln.

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