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Die Arktis brennt, schwitzt und schmilzt: Die schrecklichen Folgen der Erwärmung

Noch nie gab es in der Arktis so wenig Eis und noch nie waren die Temperaturen so hoch wie gerade. Fast 22 Grad Celsius, 21,7 Grad, um genau zu sein, konnten Wissenschaftler*innen im Juli auf Spitzbergen messen. Eine Rekordzahl, die seit dem Beginn der Wettermessungen nicht übertroffen wurde. Normalweise herrscht in der Arktis zu dieser Jahreszeit ein Klima von fünf bis acht Grad. Im Jahr 1979 wurden schon einmal ähnlich hohe Temperaturen, nämlich 21,3 Grad Celsius im Ort Longyearbyen gemessen.

Laut dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) sind die ungewöhnlich hohen Temperaturen einer langen Warmphase im russischen Teil der Arktis verschuldet. Die Temperaturwerte liegen dort seit Januar rund fünf Grad über den gewöhnlichen Messungen. In der sibirischen Kleinstadt Werchojansk wurden Ende Juli 38 Grad Celsius gemessen, ebenfalls eine Rekordzahl. Die Kleinstadt ist eigentlich als einer der kältesten Orte der Welt bekannt. Im Jahr 1892 konnten in der Stadt Temperaturen von frostigen -67,8 Grad gemessen werden. Wissenschaflter*innen von der Weltwetterorganisation (WMO) bestätigen, dass so eine heftige Hitzewelle ohne den Klimawandel unmöglich wäre.

Die Arktis leidet besonders unter der Klimaerwärmung, denn dort sind die Auswirkungen deutlich schneller zu erkennen als auf dem Rest der Welt. Laut der tagesschau berichten Wissenschaflter*innen, dass die Erwärmung des Klimas „in der Arktis doppelt so schnell“ voranschreitet, wie in allen anderen Gebieten der Erde. Auch verheerende Waldbrände verwüsten die Gegend rund um den Arktischen Ozean. Die Brände und der hohe Temperaturanstieg führen dazu, dass sich die Eisflächen immer mehr zurückbilden und schmelzen. Laut dem AWI ist die Meeresbedeckung durch Eis für den Monat Juli dieses Jahr rund 16% weniger als der Durchschnittswert der letzten sieben Jahre. Wenn das Eis in der Arktis schmilzt, steigt gleichzeitig der Meeresspiegel akut an, was vor allem eine Gefahr für Bewohner*innen in Küstenregionen darstellt. Gibt es weniger helle Eisschollen, die die Sonnenenergie zurück in die Atmosphäre reflektieren, wird noch mehr Hitze in den entstandenen dunklen Wasseroberflächen absorbiert. Durch die steigenden Temperaturen wird außerdem der Permafrostboden angegriffen, also der Boden, der eigentlich immer gefroren ist. Sobald dieser Boden taut werden große Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre freigelassen. Methangas und Kohlenstoffdioxid werden, nicht wie bisher angenommen, über Jahrzehnte hinweg freigesetzt, sondern bereits nach einigen Monaten. Das starke Schmelzen der Eisflächen führt auch dazu, dass sich Eisbären nicht mehr auf den Schollen fortbewegen können und so kaum Nahrung finden können. Falls sich nichts an den hohen Temperaturen und dem exzessivem Emissionsanstieg ändert, könnten Eisbären schon bis zum Jahr 2100, also in 80 Jahren, ausgestorben sein.

Ob die Werte in der Arktis so tief bleiben oder sich verschlimmern kann jetzt noch nicht genau gesagt werden, da die Veränderung von den Wetterbedingungen beeinflusst werden. Der Generalsekretär der WMO, Petteri Taalas, erklärt wie weitreichend die Klima-Veränderungen in der Arktis sind: „Die Pole beeinflussen Wetter und Klima in niedrigeren Breitengraden, wo Hunderte Millionen Menschen leben“. Auch auf Deutschland haben die Probleme in der Arktis starken Einfluss. Judah Cohen, ein Wetterexperte bei Atmospheric Environmental Research, bestätigt, dass die unnatürliche Hitze den Temperatur- und Druckunterschied zwischen der Arktis und Regionen auf tieferen Breitengeraden verringert. Dadurch wird der Jetstream, also der Starkwind rund um den Globus, abgeschwächt oder sogar zum Stehen gebracht. Bis jetzt ist Deutschland dieses Jahr von starker Hitze verschont geblieben, aber Expert*innen rechnen damit, dass die Hitzewelle noch kommen wird.

Um die Erwärmung der Arktis und somit die Erwärmung der ganzen Welt zu verringern, müssen die Treibhausgase reduziert werden. Vor allem Kohlenstoffdioxid wird von den Menschen seit Jahrzehnten in zu großen Mengen ausgestoßen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe oder großflächige Rodungen von Wäldern treiben den CO2 Wert noch einmal in die Höhe. Falls es eine Chance darauf gibt die Arktis, Eisbären und den gesamten globalen Temperaturhaushalt noch zu retten, muss schnellstmöglich gehandelt werden. Das bedarf einer durchdachten und grünen Politik und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt.

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