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Die Coronainfektion und ihre drastischen Folgen

Fünf Tage nach der Bekanntgabe, dass er vom Coronavirus geheilt sei, sagte Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, dass er sich schwach fühle und begann, Antibiotika gegen eine Lungeninfektion einzunehmen.

Bolsonaro klagt über eine Lungeninfektion, obwohl er sich von seiner Covid-19-Infektion erholt hat. Fünf Tage nach der Bekanntgabe, dass er vom Coronavirus geheilt sei, sagte Präsident Jair Bolsonaro, dass er sich schwach fühle. Deshalb begann er, Antibiotika gegen eine Infektion in seiner Lunge einzunehmen. „Außerdem bekommen wir nach 20 Tagen zu Hause andere Probleme. Ich habe Schimmel in meiner Lunge“, blödelte Bolsonaro. Es gibt nur wenige Informationen über das jüngste Gesundheitsproblem des Präsidenten. Und es gibt keine Bestätigung dafür, dass die Infektion eine direkte Folge des Coronavirus war, das ihn befallen hat.

Die aktuellen Gesundheitsprobleme des brasilianischen Präsidenten befeuern eine Debatte über die Heilungschancen von Covid-19-Paitenten. Wann können Patienten als „geheilt“ oder nicht geheilt vom Covid-19 betrachtet werden. Bisher gibt es in Brasilien 104.201 Menschen, die an Covid-19 gestorben sind und 3.164.785 Infizierte.

Die Bezeichnung „geheilter Patient“, die in mehreren offiziellen Statistiken erscheint, deutet darauf hin, dass es der Person gelungen ist, ohne Unannehmlichkeiten in ihr normales Leben zurückzukehren, aber das kann irreführend sein. Selbst wenn der Patient für frei von der Krankheit erklärt wird, ist beobachtet worden, dass das Coronavirus Folgeerkrankungen und andere Gesundheitsprobleme verursachen kann.

Jüngste Studien zeigen, dass noch weitere Forschung darüber erforderlich ist, wer sich vollständig von der Krankheit erholt hat – und wer noch mit Folgeerkrankungen von Covid-19 lebt.

Zwei neue Studien, die diese Woche veröffentlicht wurden, zeigen eine beängstigende Seite der Coronavirus-Erkrankung. Beide wurden mit Patienten in Deutschland durchgeführt und vom Journal of the American Medical Association (Jama) veröffentlicht. In der ersten Studie mit 100 Patienten, die das Coronavirus hatten, wurde nachgewiesen, dass 78% mehr als zwei Monate nach der Genesung von Covid-19 eine Art Anomalie im Herzen aufwiesen. Ein großer Teil der Patienten (67%) hatte jedoch lediglich eine leichte Form der Erkrankung und wurde nicht einmal ins Krankenhaus eingeliefert.

Aber in 60% der Fälle wurde die Entzündung des Herzens etwa 70 Tage später entdeckt. Das Beunruhigende an dieser Studie ist, dass die analysierten Patienten als gesund und mit einem Durchschnittsalter von 49 Jahren betrachtet wurden. Ein weiterer Grund zur Besorgnis ist, dass viele dieser Herzprobleme unbemerkt aufgetreten sind. Die Patienten hatten keine äußeren Symptome, und Herzfehler wurden nur mit MRT und per Bluttests festgestellt.

„Wir wollen nicht noch mehr Ängste schüren, sondern andere Forscher dazu anregen, die vorhandenen Daten zu nutzen, um unsere Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen“, schrieben die Forscher Clyde Yancy und Gregg Fonarow, in dem Artikel in der Fachzeitschrift.

Die zweite Erhebung umfasste die Autopsie von 39 Covid-19-Opfern. Bei 24 von ihnen (61%) wurde das Coronavirus im Herzen nachgewiesen. Wissenschaftler sagen, dass dies darauf hindeutet, dass weitere Forschungen über die potenzielle Herzschäden, die Sars-CoV-2 verursachen kann, erforderlich sind.

Es gibt auch zahlreiche Berichte über Menschen, die nach der Erkrankung verschiedene Symptome entwickelten, wie z.B. Lungenprobleme und Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Die Wissenschaftler erforschen auch die Auswirkungen, die das Coronavirus auf das Gehirn haben kann, ähnlich einer Entzündung. So steht das Virus außerdem im Verdacht, Schlaganfälle zu begünstigen.

So veröffentlichte das Jama-Magazin Anfang Juli eine weitere Studie mit 143 Probanden von der Policlínica Gemelli aus Rom. In dieser gaben die Probanden an, dass sich zwei Monate nach der Erkrankung nur 12,6% der Patienten vollständig und ohne Symptome erholt haben.

Die anderen 87,4 % beklagten sich zumindest über Symptome wie Müdigkeit (53,1%), Kurzatmigkeit (43,4%), Gelenkschmerzen (27,3%) und Brustschmerzen (21,7%). Bei 44,1 % war eine Verschlechterung der Lebensqualität zu verzeichnen. Da es sich bei Covid-19 um eine neue Krankheit handelt, war es bisher nicht möglich zu untersuchen, wie lange es dauert, bis man sich davon erholt und welche langfristigen Auswirkungen dies haben könnte. Die Autoren der Studie betonten, wie wichtig es ist, Patienten, die auch Monate nach der Erkrankung genesen sind, weiter zu betreuen.

Müdigkeit scheint eine der am häufigsten auftretenden Symptome zu sein. Mediziner sprechen hier von einer chronischen Enzephalomyelitis, die im Volksmund als chronische Müdigkeit bezeichnet wird. Seit Jahren untersuchen Wissenschaftler, ob diese chronische Müdigkeit mit Virusinfektionen zusammenhängt. Die Beobachtung dieser Fälle bei ehemaligen Covid-19-Patienten würde diese These bestätigen.

Die BBC berichtete über den Fall eines 28-jährigen Schotten, der eine Covid-19-Infektion hatte und 12 Wochen mit der Enzephalomyelitis zu kämpfen hatte. Vor der Ansteckung mit dem Coronavirus war Callum O’Dwyer fit und bei guter Gesundheit, er hatte auch keine Vorerkrankungen. Innerhalb von 5 Wochen hatte er alle Symptome der Covid-19-Krankheit wie Atemprobleme, Fieber und Husten überstanden. Doch dann begann die chronische Müdigkeit ihm ein autarkes Leben unmöglich zu machen und er musste in das Haus seiner Eltern zurückziehen.

Außerdem wird vermutet, dass auch asymptomatische Menschen später an Komplikationen wie Herz- und Atemwegserkrankungen leiden können. In der Statistik tauchen genesene Covid-19-Patienten aber als „geheilt“ auf, eine Statistik für Spätfolgen mit der Infektion gibt es bisher nicht. Die Vielzahl unterschiedlicher Symptome und Folgekrankheiten, die teilweise unerkannt bleiben, sollte uns allen zur Warnung dienen, den Umgang mit dieser Pandemie ernst zu nehmen und durch umsichtiges Verhalten nicht sich und andere zu gefährden.

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