Mitteldeutsches Journal

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Die Deutschen nehmen die Coronavirus-Krise nicht ernst genug

Das öffentliche Leben in Deutschland wurde mehr oder weniger lahmgelegt.

Die Schulen sind ebenso geschlossen wie viele Geschäfte. Arbeitsplätze verlagern sich ins Home Office. Covid-19 führt zu einschneidenden Einschränkungen. Auch die ernste Warnung der Kanzlerin ist deutlich: Bleibt zu Hause und meidet soziale Kontakte. Trotzdem sind die Cafés gut besucht und die Parks in den Städten voller Menschen. Schüler feiern Corona-Partys. Eltern gehen mit ihren Kindern auf Spielplätze, die eigentlich tabu sind. Die Verlockung des schönen Frühlingswetters scheint größer als die Angst vor der bevorstehenden Krise. Dabei ist es jetzt wichtiger denn je uns einzuschränken und zu verzichten. Denn auch, wenn sich das Coronavirus noch surreal anfühlt, sprechen die Erfahrungswerte aus anderen Ländern für sich.

Mehr Tote in Italien als in China

Dafür lohnt es sich einen Blick auf Italien zu werfen. Dort sterben inzwischen so viele Menschen, dass ihre Leichen in LKWs abtransportiert werden müssen. Die Krankenhäuser sind gnadenlos überlastet. Die Ärzte und Ärztinnen sind gezwungen über Leben und Tod zu entscheiden, weil es nicht genug Betten gibt. Italien ist mit 41.000 Infektionen ins Zentrum der Coronavirus-Pandemie gerückt. China verzeichnet 81.000 Infizierte, jedoch muss dabei die 20-mal größere Bevölkerung beachtet werden. Mittlerweile gibt es in Italien mehr Todesfälle als in China. 3.405 Tote wurden bereits registriert. Weltweit gibt es mehr als 236.000 Infizierte. Davon endeten bisher 9.790 tödlich.

Füße still halten

Im Vergleich zu Italien steigt die Zahl der Infizierten in Deutschland schneller an. Am Mittwoch, welcher Tag 16 der Epidemie in Deutschland war, gab es hierzulande 12.327 Infizierte. In Italien waren es am sechzehnten Tag 10.149. Ändert sich nichts am Verhalten der Deutschen, könnte die Situation hier schon bald schlimmer aussehen als in Italien. In Bergamo, dem Epizentrum der italienischen Corona-Epidemie findet inzwischen circa alle 30 Minuten eine Beerdigung statt.

Wollen wir das verhindern, muss jetzt gehandelt werden, indem wir einfach mal zu Hause bleiben und unsere sozialen Interaktionen auf ein Minimum herabsetzen. Denn wenn wir weiter machen wie bisher, wird die Pandemie uns härter treffen als Italien. Der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, wandte sich in einer Pressekonferenz mit drastischen Worten an die Außenwelt: „Wir sind alle in einer Krise, die ein Ausmaß hat, das ich mir selber habe nie vorstellen können.“ Die noch niedrige Todesrate in Deutschland werde sich schnell ändern. „Wir sind am Anfang einer Epidemie.“ Problematisch sei die exponentielle Entwicklung der Infektionszahlen. Diese falle ähnlich aus wie in anderen europäischen Ländern. Wieler betonte, dass die Lage äußerst kritisch sei und die damit einhergehenden Maßnahmen unbedingt ernst genommen werden müssten. Die Corona-Krise sei definitiv keine Panikmache und die Entwicklung des exponentiellen Wachstums der Infektionen Realität.

Abstand halten! Hände waschen! Kontakte meiden!

Wieler wandte sich mit einem Appell an die Bevölkerung: „Bitte halten sie Abstand. Und wenn sie krank sind, bitte bleiben sie zu Hause!“ Vor allem die Jüngeren ignorierten die Anweisungen und seien noch nicht bereit auf ihre sozialen Kontakte zu verzichten. Diese Epidemie habe Ausmaße, die es so noch nicht gegeben habe und habe eine ganz andere Dimension als eine Grippewelle, so der RKI-Chef weiter. Auch die Italiener wenden sich mittlerweile mit Videobotschaften an Deutschland. Sie warnen davor, dass wir nicht dieselben Fehler machen wie sie. Der Konsens ihrer Botschaften lautet: „Wir haben unsere Situation unterschätzt. Du musst nicht das Gleiche tun. Bleib zuhause!“

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