Mitteldeutsches Journal

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Interview mit einem Erdgas-Fahrer

Das Mitteldeutsche Journal sprach in der Nähe von Hanau (Hessen) mit Manuel H., 32, aus Böklund (Schleswig-Holstein). Er fährt seit 2 Monaten mit einem serienmäßig hergestellten Erdgasauto. Normalerweise pendelt er viel zwischen Schleswig und Schwerin.

M-J: Herr H., Sie haben sich vor 2 Monaten ein gebrauchtes Erdgasfahrzeug gekauft und sind gestern in einem Rutsch von Schleswig bis fast Frankfurt durchgerauscht?

H.: Mit den Staus war das ein Horror, 9½ Stunden statt 6½, aber ohne einmal tanken. Wollte mal sehen, wie weit die Kiste kommt.

M-J: Wie weit?

H.: 636 Kilometer. Aber am Hanauer Kreuz teilte mir die Kiste mit, ich hätte jetzt null Kilometer mit Gas, es reichte dann noch 10 Kilometer, bis 500 Meter vor dem Ziel. Mal sehen, was es heute morgen anzeigt. Laut Navi soll es hier in Alzenau eine Erdgastankstelle geben.

M-J: Und wenn nicht?

H.: Fahre ich bis 350 Kilometer mit dem kleinen Benzintank weiter. Das sollte reichen.

M-J: Benzintank? Dann können Sie sich ja die ganze Rennerei wegen Gastankstelle sparen.

H.: Eben, sparen! Gekauft hatte ich das Auto mit der Aussicht, 20 Prozent zu sparen. Es ist nach meiner kurzen Erfahrung bisher die Hälfte der Spritkosten, im Verhältnis zum vorherigen Diesel, und noch mehr verglichen mit dem Benziner. Das freut mich als Vielfahrer besonders. 1 Euro bis 1,18 Euro das Kilo Erdgas, ein Kilo bringt mich doppelt bis zweieinhalb mal so weit wie ein Liter Benzin oder Diesel. Da wäre ich schön dumm, auf Benzin zu fahren. Ein voller Tank, 22 Euro, da lacht man doch. Da hat man an Kosten fast nur noch den Verschleiß an der Hacke.

M-J: Die Steuer, nicht zu vergessen?

H.: Lächerlich, weil’s als umweltfreundlich gilt. Halt: Weil’s bivalent ist und den Benzintank hat 6 Euro mehr im Jahr. Weil ich ja theoretisch das Gas weglassen und allein mit dem Benzintank fahren könnte.

M-J: Halbe Kosten klingt gut. Plus den Kilometern, die Sie auf der Suche nach einer Gastankstelle runterspulen?

H.: Leerfahren von Schleswig nach Hanau war nur ein Test für mich, und weitergekommen wäre ich per Benzintank auch noch. Bei mittlerweile 900 Tankstellen finde ich immer eine. Ohne Umweg. Und dann lache ich wieder.

M-J: Trotz halbem Preis für die Tankfüllung müssen Sie ja die 4000 bis 5000 Euro Mehrkosten für den Kaufpreis erst mal reinfahren. In Ihrem Alter, vermute ich, haben Sie nicht die großen Beträge auf der Naht?

H.: Ich habe das Auto gebraucht gekauft und gezielt nach einem Erdgasauto gesucht. Am Ende war es kaum teurer als sonst ein gebrauchtes. Allerdings gab’s in ganz Deutschland nur 4 von dem Modell das ich wollte, in Schleswig-Holstein genau 1. Der wurde es dann auch. Hat mich so viel gekostet wie ein gebrauchter Diesel.

M-J: Ihr Vater lebt in Ostfriesland, das sind von Schleswig 450 Kilometer.

H.: In Ostfriesland verkaufen sie mancherorts L-Gas und H-Gas, was ich aus anderen Gegenden nicht kenne. Bisweilen bekommt man in Ostfriesland nicht L und H, sondern L oder H. L kommt aus Holland, hat weniger Brennwert, kostet weniger und bringt mich weniger Kilometer weit. Kostet unter einem Euro pro Kilo. Dann kostet die Tankfüllung weniger Euro als ich Kilo im Tank habe. Ist nach meiner Erfahrung rund 20 bis 30 Prozent schwächer in der Reichweite.

M-J: Wir danken für das Interview, und gute Weiterfahrt!

 

 

Erdgasauto = CNG: VW Passat, von 2011

Interview mit Herrn Manuel H., 32, aus Böklund

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