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Junge Männer kommen zu früh, die Deutsche Bahn zu spät!

Ex-Bahnchef Rüdiger Grube hat in seiner Funktion als Manager der Deutschen Bahn seine Mission nicht erfüllt und musste seinen Platz räumen. Nicht ohne ein Trostpflaster in Höhe von 2,3 Mio. Euro. Danach, im Januar 2017, trat der Neue auf den Plan, als Vorsitzender des Vorstands, der unter anderem die Aufgabe hat, die Bahn pünktlicher zu machen. Aber auch bei ihm hat man nicht das Gefühl, dass er seine Verpflichtung als Bahn-Chef rechtfertigen kann: Denn die Züge der Deutschen Bahn kommen nach wie vor zu spät und nicht nach Fahrplan. Im Durchschnitt mehr als 6 Minuten, was die hohen Herren allerdings immer noch als pünktlich einstufen. Sind sie doch nicht diejenigen, denen genau diese 6 Minuten fehlen, wenn sie allmorgendlich nach dem Umsteigen nur noch die Rücklichter ihres Anschlusszuges aus dem Bahnhof verschwinden sehen. Wenn doch nur die „Natur“ junger Männer mit den Gepflogenheiten der Deutschen Bahn getauscht werden könnten, dann wären alle Beteiligten sicherlich glücklich…

Da 25,3 % der Fernzüge allein im Monat Juni unpünktlich waren, kocht bereits wieder Unmut hoch gegen den Neuen. Er selbst sieht sich als Garant für Verlässlichkeit. Man habe ihn wohl zum Vorstandschef der Deutschen Bahn gewählt, mutmaßt Richard Lutz (54), „weil ich für Kontinuität und Stabilität stehe“. Tatsächlich hat sich wenig geändert, seit er im März 2017 aufgestiegen ist. Schade eigentlich, denn die Ära Lutz steht bisher vor allem für schöne Worte und schlechte Leistungen. Die Sparte Nahverkehr verliert Aufträge, im Fernverkehr erreicht die Pünktlichkeit katastrophale Werte, finster zudem die Geschäftszahlen im ersten Halbjahr. Der Alleineigner Bund ist daher offenbar nicht mehr bereit, uneingeschränkt auf den Ruhepol Lutz zu bauen. Er soll Macht abgeben. Voraussichtlich schon in der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats am 19. September soll entschieden werden, Lutz das Finanzressort wegzunehmen, das er in Personalunion mitbetreut. Zu dem Doppelleben kam es, weil der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (48; CSU) vorgeblich Geld sparen und den Vorstand nicht aufblähen wollte. Also machte der langjährige Finanzvorstand Lutz nach seiner Beförderung im gewohnten Job einfach weiter. Ihm war es recht. Das Festhalten an der alten Aufgabe versprach Sicherheit. Das Kalkül: Sollte er die CEO-Funktion doch nicht so ausfüllen wie erhofft und der ehrgeizige Ex-Politiker und amtierende Netzvorstand Ronald Pofalla (59) an die Konzernspitze rücken, könnte Lutz wenigstens den angestammten Postenbehalten. Inzwischen scheint Pofalla jedoch vorrangig an Aufgaben außerhalb der Bahn interessiert, etwa bei der Kohlekommission des Bundes, der er angehört.

Die Doppelrolle hatte auch noch andere Vorteile. Sie erleichterte Lutz das Regieren. Der Konzernlenker ersparte sich Kämpfe mit dem Kassenwart um die Finanzierung seiner Vorhaben. Er konnte im Selbstgespräch klären, wie die Erfolge des CEOs in Zahlen verkauft werden. Genau das aber missfällt vielen Bahn-Aufsehern. Sie fordern stärkere interne Kontrolle des Bahn-Chefs. Außerdem, so ihre Hoffnung, ist mehr Klarheit über die wahre Lage des Unternehmens zu erwarten, wenn ein anderer die Bücher führt. Lutz soll sich intensiver ums Tagesgeschäft kümmern — und endlich seine Ankündigungen einlösen. Den Finanzposten gibt Lutz nur widerwillig her. Wiederholt hatte er beteuert, ohne Abstriche beide Aufgaben meistern zu können, auch dank Doppelschichten vom Frühtau bis zum Mondenschein.

Immerhin muss er sich wohl an kein neues Gesicht gewöhnen. Der künftige Finanzchef sitzt schon im Bahn-Tower. Alexander Doll (48), seit April Vorstand für Güterverkehr und Logistik Als ehemaliger Deutschland-Chef von Barclays besitzt er gute Voraussetzungen für das Zahlenressort. Und wieder soll die Neuordnung des Vorstands nichts zusätzlich kosten. Doll, so die bislang favorisierte Lösung, wird erst mal Logistikvorstand bleiben. Konzernkenner loben, der Neubahner habe sich gut in die Materie eingearbeitet und erste Akzente gesetzt, etwa als aktiver Aufsichtsratsvorsitzender der Güterbahn DB Cargo.

Darüber hinaus gibt es noch  einige Baustellen, die man ungern einem Nachfolger überlässt. Dazu zählt insbesondere die Speditionstochter DB Schenker. Die Tauglichkeit von Spartenchef Jochen Thewes (47) erscheint immer fragwürdiger. Vor rund drei Jahren fiel er mit einer Affäre auf; in Singapur hatte er einen Taxifahrerverprügelt und musste dafür zwei Wochen ins Gefängnis. Nun vergrault er offenbar zentrale Führungskräfte. So verließ unlängst Tom Schmitt (53), Vorstand für Vertrieb und Kontraktlogistik, die Spedition. Der immens wichtige Luftfrachtchef Thomas Mack (59) wechselte zum Rivalen DHL. Positiv betrachtet birgt das Doppelamt Finanzen und Logistik für Doll die Chance zu prüfen, ob die Bahn wirklich der beste Eigentümer für Schenker ist. Und damit wirklich alles beim Alten bleibt.

3 COMMENTS

  1. Ha ha, das ist lustig! Die Bahn kommt zu spät oder gar nicht. Dann lieber zu früh kommen. Bin 18 Jahre alt, aber dafür klappts sogar öfter pro Tag.

  2. … „dank Doppelschichten vom Frühtau bis zum Mondenschein“. …
    Ich schmeiß mich gerade lachend über´n Kaffeetisch.
    Bleibt aber schon die Frage, mit welcher Begründung Millionengehälter gezahlt werden, wenn keiner für seine Job so richtig arbeitet, wenig geeignet ist oder in andere Richtugen schielt.

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